Turbostaat – Nachtbrot (LP) | Review

Review zum Live-Album „Nachtbrot“ von Turbostaat | Endlich veröffentlichen die Indie-Deutschpunks von Turbostaat ein Live-Album. „Nachtbrot“ zeigt nicht nur die musikalische Finesse der Band aus dem hohen Norden, sondern auch wie wichtig die Truppe vielen Menschen ist.

Wie lange habe ich mich schon nicht mehr derartig auf ein Live-Album gefreut. Ganz ehrlich – keine Ahnung, wann mich ein solches das letzte Mal überhaupt überzeugt hat. Sowieso hält es sich in Zeiten von YouTube in nahezu 4K mit derartigen Veröffentlichungen sinnvollerweise eh in Grenzen. Dass eine Band wie Turbostaat sich aber endlich mal eines ins Husumer Regal stellt: unverzichtbar! Schließlich hat die inzwischen 20 Jahre alte Truppe in den letzten Jahren immer für phänomenale Konzerte gesorgt, die aufgrund ihrem perfekten Ton und Licht und der drängenden Intensität durch und durch Jahreshighlights waren. „Nachtbrot“ lässt dies für Unbeteiligte nachempfinden und gleichzeitig Fans in jenen tollen Erinnerungen schwelgen. Der an drei Abenden im berühmten Leipziger Conne Island aufgenommene Zusammenschnitt ist kompakt auf eine CD gequetscht und bietet 21 x Turbostaat par excellence. Schon im fantastischen Opener „Ruperts Grün“ versammelt sich ein textsicherer Chor hinter Jan Windmeier, der in den nächsten 80 Minuten kaum verstummen möchte. Mit voller Inbrunst brüllt das Leipziger Publikum Zeile um Zeile, während die Instrumental-Sektion vor allem durch ihre Realness imponiert. Hier gibt’s keine zusätzlichen Gitarren oder korrigierte Schönheitsfehler. Volle Power, nicht nur im furiosen Auftakt sondern auch im bezaubernden Mittelteil. „Wolter“ leitet nach dem wehleidigem „Fraukes Ende“ und „Ufos im Meer“ die intensive Mitte ein. „Pennen bei Glufke“, „Sohnemann Heinz“ und „Insel“ leben von einer Dramatik, die durch den Publikumsgesang nochmal an Dynamik gewinnt – „Eisenmann“ zeigt hingegen die musikalische Qualität der Band. Gegen Ende des Sets nehmen die alten Songs zu, angefangen mit dem emotional dargebotenen „18:09 Uhr. Mist, verlaufen“. Auch „Monstermutter“ von „Schwan“ bekommt eine schöne Version verpasst, wird aber nochmal vom epischen Ende aus „Vormann leiss“ und „Schwan“ übertroffen. So eine tolle Live-Band, hier ganz ehrlich und traumhaft dokumentiert.

In den nächsten Wochen feiern Turbostaat ihren 20. Geburtstag und gehen auf Tour. Ich denke, ihr habt verstanden, dass ihr euch das auf jeden Fall angucken solltet:

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