Ein ums andere Mal bringt der Frühling einen immens großen Haufen neuer Musik – der selbst nach rabiater Aussortierung groß bleibt. Dabei bleiben hin und wieder auch mal gute Alben unerwähnt. Hier gibt’s fünf Platten, die auf that new music blog mehr Aufmerksamkeit verdient hätten – und sie nun bekommen. Vorhang ab für Fiddlehead, City Calm Down, Pretty City, Theo Lawrence & The Hearts und Henry Green.
5. Henry Green – Shift
Eigentlich Musik, die so verdammt lässig und hip ist, dass es schon wieder suspekt wird. Der Bristol Boy Henry Green trifft mit seinem unterkühltem Debüt „Shift“ ins offene Herz der besondern gestylten Gang in Doc Martens, die den neuen Soundtrack zum zurückhaltenden Kopfwippen suchen. Irgendwo zwischen des fantastischen Elektro-Minimalismus eines Bonobos und dem leicht anrüchigen R’n’B-Pop von Rhye findet sich der junge Brite zurecht. Ergebnis ist ein wunderbar unbeeindrucktes Album, welches mit mehreren, dynamischen Auf und Abs überrascht und in einen hypnotischen Sog einlädt. Kann man machen, Herr Green.
Anspieltipp: Das sanft treibende „Another light“
4. Pretty City – Cancel the future
Pretty City sind irgendwie eine merkwürdige Band. Zumindest treffen bei den talentieren Australiern zwei Klangwelten aufeinander, die im Prinzip in der Vergangenheit als Gegenentwurf existiert haben. Auch auf ihrem zweiten Album „Cancel the future“ treffen psychedelisch angehauchte Grunge-Gitarren auf gestriegelten Akustikgitarren-Britpop, wobei Pretty City letzterem 90er-Signature-Sound einen etwas größeren Platz einräumen als noch auf dem Debüt „Colorize“. Und das mit Recht. So reihen sich zwischen Fuzz-Gitarren immer wieder simple aber schöne Melodien wie in „Piece of the puzzle“ oder „Same as before“. Was auf dem Papier verwirrend klingt, ist letztlich eine ganz schnieke Mischung.
Anspieltipp: Das voll britpoppige „Television“
3. Theo Lawrence & The Hearts – Homemade lemonade
Paris, Paris, mon amour. Nachdem die französische Hauptstadt zum romantischen Schunkeln in den letzten Jahren vor allem elektronisch angehauchten Indie-Pop bereitgestellt hat, verzücken Theo Lawrence & The Hearts mit einem viel organischerem Sound. Hä, was Theo Lawrence? Klingt ja mal so gar nicht französisch. Und die Musik seiner Truppe – so viel sei gesagt – eigentlich auch nicht. Mit einem wunderbaren Schlamassel zwischen Soul, Blues und Folk-Rock erinnert die Gruppe in vielen Momenten an eine soul-infizierte Variante von Wilco. Liest sich doch schon ganz toll, oder? Ist es auch. Ob ganz sanft wie in „My sunshine is dead“ oder dynamischer wie „A house but not a home“ – das Debüt „Homemade lemonade“ lädt zum freudigen Geschunkel ein. Nicht nur für Päärchen.
Anspieltipp: Das hittige „Never let it go“
2. Fiddlehead – Springtime and blind
Genug gekuschelt. Bei „Springtime and blind“ von Fiddlehead kann schon ein Blick auf die Tracklist nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich hier um ein Album aus dem Hardcore-Universum handelt. 10 Tracks und 24 Minuten ergeben eine Durchschnittslaufzeit von 2:24 Minuten pro Song und sprechen Bände. Wer Angst vor nervtötendem Geschrei hat, kann aber aufatmen: Fiddlehead sind tatsächlich in erster Linie von der Mentalität und den eigentlichen Bands der Mitglieder dem Hardcore zuzuordnen. Auf ihrem Debüt „Springtime and blind“ bietet die Truppe vielmehr südlich klingenden Rock, der auch mal lauter wird und die Stimmbänder strapaziert („Spousal loss“), dabei aber immer melodisch bleibt und gar süßliche Stücke wie „USMA“ und „Head hands“ hervorbringt. Ein wunderbares Album für klischeehafte Autofahrten und Ausflüge, die Bilder wie jenes auf dem Cover der Platte zur Folge haben.
Anspieltipp: Das rasante und doch einfühlsame „Poem you“
1. City Calm Down – Echoes in blue
Lieblingsband-Alarm! Zumindest für Fans von The National, The Smiths, Editors und anderen Truppen mit melancholischen Klängen und tief brummender Frontmänner. Zugegeben: Bereits das Album-Cover von „Echoes in blue“, dem Debüt des australischen Indie-Exports City Calm Down zeigt Schönheit in seiner reinsten Form. Und gleichzeitig ein wenig düster – wie auch die Musik des Quartetts, die ebenfalls in der Kategorie „Schönheit“ in diesem Frühling seinesgleichen sucht. Dabei bewegen sich City Calm Down nicht ausschließlich in schleichenden Geschwindigkeiten. Der Opener „Joan, I’m disappearing“ startet gemächlich, ehe er im Refrain ausbricht und gegen Ende ein großartiges Synthesizer-Solo auspackt, welches auch Depeche Mode – wohlbemerkt in den 80ern – geschrieben haben könnten. Mehrfach laden City Calm Down in traumhafte Synthie-Universen ein, ausgeleuchtet vom besonderen Gesang von Jack Bourke. „Pride“ ist ein fantastischer Pop-Track, „Distraction/Losing sleep“ begibt sich eher auf Post-Punk-Pfade und stellt die treibenden Instrumente in den Vordergrund. Ein Album zum verzweifelten Schluchzen – und zum spontanen Nachmittagstanz. Ganz groß!
Anspieltipp: Das Epos „Kingdom“